Eröffnung der neuen Boule-Bahn

Eine neue Freizeiteinrichtung bereichert das Unterhaltungs- und Sportangebot nicht nur für Senioren. Sich davon anstecken lassen und fit bleiben ist das besetzte Ziel.

Boule, Boccia und Petanque sind Spiel- und Sportarten, die in jedem Alter, mit und ohne Behinderung ohne großen Aufwand von beider Geschlecht betrieben werden können. Dazu gehören Kugeln und natürlich eine Bahn. Für letzte sorgte nun die Gemeinde Speichersdorf. Am Montagnachmittag eröffnete Bürgermeister Christian Porsch die neu gebaute Boule-Bahn gleich neben dem Kinderspielplatz in der Mozartstraße. Er hieß dazu die Frauenturngruppe des TSV Kirchenlaibach-Speichersdorf, dessen 1. Vorsitzenden und Altbürgermeister Manfred Porsch sowie einige Mitglieder des Gemeinderates willkommen. „Wir wollen heute den neuen Boule-Platz mit denen Einweihen, die ihn auch nutzen wollen. Die Idee kam von vielerlei Seite, aber auch mit Nachdruck von meiner Mutter Anita. Sie sagte mir: So was brauch ma in Speichersdorf auch“, berichtete er. So beschäftigte sich der Gemeinderat und die ISEK-Lenkungsgruppe mit diesem Wunsch und die Gemeinde suchte nach einer Finanzierungsmöglichkeit. Gefunden wurde diese im von der Regierung von Oberfranken im Rahmen des Städtebauprogrammes bereitgestellten Verfügungsfonds. Damit können Maßnahmen, die im Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept enthalten sind, vorgezogen und finanziert werden. Als vorläufiger Platz wurde eine Freifläche zwischen der alten Tennisanlage und dem Kinderspielplatz an der Mozartstraße gefunden. Die Boule-Bahn wurde von der Firma Hautmann gebaut. Die Baukosten betrugen rund 6.000 Euro bei 60-prozentiger Förderung. Diese Boule-Bahn ist Bestandteil der großen Umgestaltungsmaßnahme „Lebendige Ortsmitte“, die zwischen der Mozartstraße und dem Schulzentrum entstehen soll. Darin enthalten ist unter anderem eine Pumptrack-Bahn, ein großer Gemeinschafts- und Allwetterplatz und weitere Freizeitanlagen für Jung und Alt. Der Gemeinderat wird über die im Rahmen eines Architektenwettbewerbes gefundene Gesamtplanung in der Julisitzung vom Berliner Planungsbüro informieren lassen. „Wir hoffen, dass sich viele anstecken lassen und die neue Boule-Bahn rege nutzen. Es wird aber nicht die letzte vorgezogene Maßnahme sein“, kündigte Porsch an. Die Gemeinde wird aus dem mit 100.000 Euro Fördergeld gefüllten Topf auch noch in diesem Jahr nach Entscheidung in der ISEK-Lenkungsgruppe den angrenzenden Kinderspielplatz mit neuem naturnahen Spielgerät samt Rutsche ergänzen und attraktiver machen. Anita Porsch, Mutter des Bürgermeisters, ergänzte, dass die Turnerinnen auf die vorgezogene Errichtung des Bouleplatzes mit dem Argument drängten: „Auch wir Älteren wollen noch etwas von dem Großprojekt haben“. Mit einem Glas Sekt oder Alkoholfreiem stießen die Teilnehmer auf die gelungenen Sportanlage an, warfen oder rollten anschließend gemeinsam die ersten Kugeln auf der Sandanlage. Der abschließende Wunsch der Turnerinnengruppe war die Bank an der Boulebahn mit einem Tisch und einer Spielstandanzeige zu ergänzen.

Boule, Boccia und Petanque

Diese drei Spielarten sind sich sehr ähnlich und unterscheiden sich in den Spielregeln und -geräten nur geringfügig. Die beiden Begriffe Boule und Boccia kommen aus dem Französischen. Boccia stammt aus Italien und ist dort bei Älteren Volkssport.

Boccia ist bereits durch Grabzeichnungen aus dem Alten Ägypten überliefert. Die Wiege des klassischen Boccia ist das Piemont in Italien. Im Gegensatz zu Boule wird Boccia nicht auf Rasen oder Sand/Kies, sondern auf perfekt ausgeglichenem Boden und in eingeteilten Bahnen gespielt. Boccia steht seit 1984 auch bei den Paralympics auf dem Programm. Das Spielfeld ist 12,5 Meter lang und sechs Meter breit.

Pétanque entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts als neue Variante des Boule-Spiels in Frankreich. Die Wurfdistanz wurde verkürzt und der Anlauf weggelassen, stattdessen wird aus dem Stand oder der Hocke geworfen. Damals war die Idee: Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, Anlauf zu nehmen, sollen die Möglichkeit bekommen, weiterhin an dem Spiel teilnehmen zu können. Pétanque kann überall und auf jedem Boden gespielt werden. Bei Wettbewerben können Veranstalter oder der Schiedsrichter den Mannschaften ein abgegrenztes Spielfeld zuweisen, das mindesten vier Meter breit und 15 Meter lang sein muss.

Boule, Boccia und Pétanque unterscheiden sich durch die Spielregeln, das Gewicht der Kugeln und das Spielfeld. Die Spielidee ist aber immer die gleiche: eine oder mehrere Kugeln näher an die Zielkugel zu platzieren. Während Boule in der Freizeit gespielt wird, ist bei Pétanque die Wettkampfvariante und der Präzisionssport gemeint.

Boule bedeutet Kugel. Und damit werden alle Kugelspiele bezeichnet, bei denen die Spieler und Spielerinnen Kugeln auf ein Ziel werfen. Beim Pétanque nehmen sie im Gegensatz zum Boule keinen Anlauf und stehen in einem Abwurfkreis. Ein Spieler der Startmannschaft zeichnet einen Kreis auf den Boden und wirft dann, mit beiden Füßen im Kreis stehend, die Zielkugel auf eine Entfernung von 6 bis 10 Metern. Das Ziel ist, die Kugeln möglichst nah an einer kleinen Zielkugel zu platzieren, die beim Boule Schweinchen (Cochonnet) und beim Boccia Pallino  genannt wird. Die Boulekugeln sind aus Metall und sieben bis acht Zentimeter groß, Bocciakugeln bestehen aus Kunststoff oder Leder. Beim Boule werden die Kugeln aus dem Stand geworfen, bei Boccia gerollt.

Die Regeln werden an einer neu aufgestellten Tafel erläutert.

Text und Bilder: Arnold Koch