Nahwärmenetz gestartet
Mit einem feierlichen Spatenstich hat die Gemeinde Speichersdorf Ende Mai den Startschuss für ein weiteres wegweisendes Projekt gegeben: den Bau des Nahwärmenetzes „Speichersdorf-Zentrum“. Ein Vorhaben, das nicht nur hilft, den kommunalen Wärmebedarf zu drei Vierteln mit erneuerbarer Energie zu decken, sondern zugleich ein starkes Zeichen für gelebten Klimaschutz und regionale Resilienz setzt.
„Speichersdorf bezeichnet sich nicht nur als Vorreiter bei der Energiewende – wir handeln auch entsprechend“, betonte Bürgermeister Christian Porsch in seiner Begrüßung. Für ihn ist das Projekt ein ganz persönliches Anliegen, das seine Wurzeln im Jahr 2008 hat. Damals entstand die Interessensgemeinschaft Nahwärmekraftwerk Altspeichersdorf (INKAS), die mit Infofahrten bis nach Dänemark die Grundlage für die heutige Entwicklung legte. „Die Idee war damals schon richtig – aber die Zeit war noch nicht reif.“
Von der Vision zur Umsetzung
Nach einem zwischenzeitlichen Planungsstopp gründete sich 2012 die Bioenergie Speichersdorf, ein kommunal getragenes Stadtwerk mit Unterstützung der KEWOG Energie und Dienste aus Tirschenreuth. 2017 wurde ein erstes Nahwärmenetz realisiert: Werner-Porsch-Schule, Sportarena und Rathaus wurden an einen 450-kW-Hackschnitzelkessel angeschlossen. Ergebnis: rund 600 Tonnen CO₂ und 50.000 Euro wurden seither eingespart.
Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen, steigende Energiepreise und der gesetzlich geforderte Weg hin zu klimafreundlicher Wärmeversorgung gaben dem Projekt neuen Schub. Nun folgt der nächste große Schritt: eine 2700 Meter lange Nahwärme-Leitung, gespeist von drei Hackschnitzelkesseln mit einer Gesamtleistung von 1800 kW im Heizhaus bei der Grüngutannahmestelle versorgt künftig über 300 Wohneinheiten, das Luise-Elsässer-Haus, das evangelische Gemeindehaus sowie vier kommunale Liegenschaften mit regenerativer Wärme. Jährlich sollen damit 3100 MWh Wärme erzeugt und 1265 Tonnen CO₂ vermieden werden.
„Das ist nicht nur ein technisches Projekt – es ist ein politisches, gesellschaftliches und ökologisches Bekenntnis“, so Bürgermeister Porsch. „Wir übernehmen Verantwortung für kommende Generationen, für den Klimaschutz und für unsere Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern.“
Viel Einsatz, viele Hürden – und großer Dank
Porsch sprach offen über die Herausforderungen der letzten Jahre: Grundstücksverhandlungen, die Unsicherheit nach der Ziegler-Insolvenz, Gesetzesänderungen oder Planungsunsicherheiten. „Es war ein steiniger Weg mit vielen Aufs und Abs. Ich habe persönlich viel Herzblut hineingesteckt – aber es hat sich gelohnt,“ dankte Porsch allen, die sich für das Projekt engagieren. Dank ging zudem an den Bund für die Förderung über das BEW-Programm, die Sparkasse Oberpfalz Nord, sowie das Landratsamt Bayreuth für die konstruktive Begleitung im Genehmigungsverfahren.
Auch die Vertreter aus Politik fanden lobende Worte. Staatsminister Thorsten Glauber und Landrat Florian Wiedemann betonten in ihren Grußworten die Vorbildfunktion Speichersdorfs in der kommunalen Wärmewende. Glauber ging insbesondere auf die Rolle Porschs ein, der Dinge mit Herzblut und Engagement anpacke. Wiedemann erläuterte die positiven Erfahrungen, die der Landkreis Bayreuth bereits mit Hackschnitzel-Nahwärmelösungen habe. Die Therme Obernsees hätte in den Zeiten der Energiekrise kaum weiterbetrieben werden können, hätte sich der Landkreis nicht schon frühzeitig für eine regenerative Wärmelösung ausgesprochen. Bernd Büsching, Geschäftsführer der KEWOG aus Tirschenreuth, beglückwünschte die Gemeinde zu diesem großen Infrastrukturprojekt, das einen entscheidenden Mehrwert für die Kommune bedeute.
Mit dem offiziellen Spatenstich beginnt nun die bauliche Umsetzung. Bürgermeister Porsch wünschte den ausführenden Firmen, die zum Großteil aus der Gemeinde stammen, einen unfallfreien Verlauf und betonte zum Abschluss: „Jetzt geht’s los – Speichersdorf zeigt, wie die Wärmewende konkret aussehen kann.“ Während der Baumaßnahme wird es zu Behinderungen im Straßenverkehr kommen. Die Gemeinde wird in gewohnter Weise über (Teil-)Sperrungen informieren.