SPEICHERSDORF. Kein Geringerer als Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann besuchte am gestrigen Dienstag die Gemeinde Speichersdorf, um sich mit ausgewählten Vertreterinnen und Vertreter sowie mit Betroffenen über gelingende Integration auszutauschen. Herrmann machte damit seine Zusage wahr, die er während einer Veranstaltung an der Universität Bayreuth Bürgermeister Christian Porsch gab.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion an der Universität Bayreuth über christliche Werte in der Politik im vergangenen Juli hatte Bürgermeister Christian Porsch den Innen- und Integrationsminister in die Gemeinde Speichersdorf eingeladen, um gemeinsam darüber zu sprechen, wie Integration positiv gestaltet werden kann. Der Ort verfügt wie kein Zweiter in der Region über einen großen Erfahrungsschatz bei der Eingliederung von Menschen mit Fluchterfahrung und Migrationshintergrund. Wie Porsch bei dem Treffen am gestrigen Dienstag skizzierte, begann die Integration bereits mit einer Vielzahl von Geflüchteten nach dem 2. Weltkrieg, die aufgrund des Bahnknotenpunktes Kirchenlaibach in die Gemeinde kamen. Weitere Integrationswellen erfolgten durch den Zuzug meist türkisch stämmiger Gastarbeiter durch die Ansiedlung des Porzellanwerks Thomas am Kulm in den 1960er, den Bau von sechs Übergangswohnheimen für Spätaussiedler aus den ehemaligen Sowjetrepubliken in den 1990er Jahren sowie durch den Ukraine-Krieg, als 2022 knapp 100 zumeist ukrainische Frauen und Kinder in Speichersdorf eine neue Heimat fanden. Zuletzt wurden von Seiten des Landkreises 30 Syrer und 20 Asylbewerber aus Osteuropa in zwei Flüchtlingsunterkünften in der Gemeinde untergebracht. Derzeit Leben Menschen aus über 40 Länder friedlich in Speichersdorf zusammen.
„Integration ist ein langer Prozess, der auch immer wieder mit Rückschlägen verbunden ist. Aber durch ein großes Miteinander von ehrenamtlich Engagierten und hauptamtlicher Unterstützung ist es uns immer wieder gelungen, den Menschen hier vor Ort eine neue Heimat zu geben“, fasste Porsch zusammen. Integrationsminister Herrmann lobte die Integrationsbemühungen und das Engagement der Gemeinde. „Das Engagement hier vor Ort ist vorbildlich auch für andere Kommunen. Mein Dank gilt allen, die sich im Integrationsbereich einbringen“, so der Minister. Er betonte, dass es neben dem ehrenamtlichen Engagement weiterhin hauptamtliche Unterstützung benötige, auch wenn die Zahl der Asylbewerber mittlerweile deutlich zurückgegangen sei. Zusammen mit fünf Menschen aus Syrien, der Türkei, Marokko und Russland tauschte sich der Minister anschließend über deren Erfahrungen und Perspektiven aus und trug sich zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Franc Dierl sowie den weiteren Teilnehmern ins Goldene Buch der Gemeinde ein.

