Ministerin nimmt Kita Krabbelkiste II offiziell in Betrieb

Komplett erhalten, energetisch generalsaniert, regenerativ beheizt, barrierefrei, mit Photovoltaik auf dem Dach und neu genutzt – Krippen- und Kindergartenkindern werden künftig die 125 Jahre alte Bausubstanz des alten ortsbildprägenden Kirchenlaibacher Schulgebäudes mit Leben erfüllen.

Es war für die Gemeinde zweifelsohne ein kommunalpolitischer Kraftakt und baulich ein alles andere als alltägliches Projekt. Mit der Generalsanierung und der damit verbundenen Umnutzung des ehemaligen Schulhauses in Kirchenlaibach in eine weitere Kindertagesstätte, der Krabbelkiste II, in evangelischer Trägerschaft, wurden im vergangenen Jahr weitere zwölf Krippenplätze und 24 Kindergartenplätze in zwei gemischten Gruppen für Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren geschaffen. Die Kita Krabbelkiste II befindet sich in der Bayreuther Straße in Speichersdorf (Ortsteil Kirchenlaibach), direkt neben der Feuerwehr Kirchenlaibach. Nach jahrzehntelangem Leerstand und dem Verfall seit den 60er Jahren preisgegeben war in den letzten Jahrzehnten das alte Schulhaus als schulvorbereitende Einrichtung des Bezirks Oberfranken (2020 aufgelöst) und als Schulungsraum für Feuerwehr und Soldatenkameradschaft genutzt worden. Die Einrichtung erstreckt sich über zwei Etagen und ist künftig räumlich eigenständig. Sie gehört organisatorisch zur Kindertagesstätte Breslauer Strasse unter Leitung von Kerstin Ruckdeschel. Rechtsträger der Kindertagesstätte ist der Evangelische Diakonieverein Speichersdorf e.V. und Sachaufwandsträger die Gemeinde Speichersdorf. Seit September 2024 herrscht Leben in der Zweigstelle der Kita Breslauer Straße.

Nach der Fertigstellung der Außenanlagen wurde die Kita nun am Mittwoch von der Bayerischen Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf, offiziell in Betrieb genommen. Unter den Ehrengästen konnte Bürgermeister Christian Porsch neben einer Reihe von Gemeinderäten den Architekten, dritten Bürgermeister und Landtagsabgeordneten Franc Dierl, die Diakonievorsitzenden Carola Pfau, die Geistlichen Sven Grillmeier und Hannes Kühn, die Leiterin der Kita Krabbelkiste Kerstin Ruckdeschel und die Vertreter des Elternbeirats, das Führungsteam des Kindergartenfördervereins Heike Geier und Lothar Büringer, sowie Dolores Longares-Bäumler vom Caritasverband und Firmenvertreter begrüßen.

Seit 2021 in der Planung hat der Gemeinderat samt Außenanlagen 2,15 Mio. Euro, darunter 900.000 Euro Fördermittel, investiert. Und damit in die Familienfreundlichkeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Gut investiertes Geld“, so Bürgermeister Porsch. Die Gemeinde habe allein in der laufenden sechsjährigen Amtsperiode 5 Millionen in die Kinderbetreuung investiert und 72 Betreuungsplätze geschaffen, ließ Porsch der Staatsministerin als Beleg für die Familienfreundlichkeit und die Priorität der Kinderbetreuung wissen. Zudem seien die Gebühren für einen Kindergartenplatz vergleichsweise gering. Das Kinderbetreuungsangebot sei die Basis und unabdingbare Voraussetzung für weiteren Zuzug und die gelingende Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie Porsch am Beispiel der gelungenen Wiederbesetzung einer verwaisten Arztstelle belegte. Eine junge Ärztin machte den Zuzug nach Speichersdorf davon abhängig, ob sie einen Krippenplatz bekommt. Speichersdorf konnte eine ärztliche Perspektive bieten.

Von der Krippe bis zur vierten Jahrgangsstufe sei die Gemeinde gut aufgestellt. In einem Blick nach vorne verwies Porsch darauf, dass 10 Millionen in die offene Ganztagsschule mit Mensa im Eigenbetrieb investiert. Aktuell habe man 125 Betreuungsplätze. Insgesamt entstehen hier 180 neue Betreuungsplätze inklusive Ferienbetreuung. Dem Bauzeitenplan zufolge gelinge für den Ausbau bis 2026 eine Punktlandung . Damit sein man von der Krippe bis zur vierten Jahrgangsstufe gut aufgestellt. „Leider gibt es immer mehr Situationen, in denen es besser ist, wenn Kinder länger in der Kita verbleiben als in der Familie.“

„Es geht, ein Gebäude aus dem Jahr 1901 sinnvoll, lebendig und nachhaltig weiter zu betreiben – trotz höchst beschwerlicher Rahmenbedingungen“, so Architekt Dierl. Wenngleich es nicht wenige graue Haare gekostet habe. Für den Windischenlaibacher war es eines der letzten Projekte, bevor er als Landtagsabgeordneter ins Maximileaneum einzog. In einem unverrückbaren Baubestand mit vorgegebenem Raumzuschnitt eine Kindertagesstätte gemäß dem Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) einzupassen, sei eine gewaltige Herausforderung gewesen, erläuterte er. Zwei Stockwerke mussten gemäß teils peniblen Anforderungen des Landratsamtes und der Regierung überplant, der Brandschutz, die Statik berücksichtigt werden. Der Gemeinderat habe es sich nicht leicht gemacht, schwebte doch immer auch das Damoklesschwert drohender Baukostensteigerung und eines höheren Finanzbedarf über dem Projekt. Dadurch sei nicht nur ein ortsbildprägender Bestandsbau gleichsam als Schmuckstück des Ortes erhalten worden. Vor allem werde durch die Umnutzung eines 125 Jahre alten Schulhauses aus dem Jahr 1901 zu einer Kindertagesstätte ein Bestandsgebäude mit dem Leben von Kindern erfüllt.

„Die Gemeinde darf strahlen“ sagte Gesundheitsministerin Ulrike Scharf. Die Staatsministerin gratulierte zum gelungenen Projekt in historischem Ambiete. Sie freute sich vor allem über die Haltung der Gemeinde und alle Kraftanstrengung in Sachen frühkindlicher Förderung. Mit Herzblut und Leidenschaft nehme hier Kinderbetreuung oberste Priorität ein. Frühkindliche Betreuung sei wichtig und entscheidend. Vom ersten bis zum sechsten Lebensjahr lerne ein Kind mehr als in der ganzen Schulzeit. Frühkindliche Förderung sei die Basis für das ganze Leben. Entsprechend hoch müsse die Qualität des Betreuungs- und Bildungsangebots sein. Die Bedeutung und der Bedarf wachsen ständig, nicht zuletzt für die Vereinbarung von Familie und Beruf. 647000 Kinder in Bayern werden durchschnittlich sieben Stunden betreut. Extrem wachse das Thema Inklusion und müsse unbedingt noch mehr mit einbezogen werden. 25 Prozent der Kinder haben Migrationshintergrund. Von daher sei es berechtigt, dass Vierjährige auf ihre Sprachfähigkeit getestet werden. Sprache sei der Schlüssel der Integration und eröffne Chancen. Die Kindertagesstätte sei der erste Bildungsort außerhalb der Familie. Das Familiengeld, Krippengeld und Kinderstartgeld werde weg von der Direktförderung der Eltern künftig in die Förderung der Kindertagesstätten und ihrer Betriebskosten umgeschichtet. Die Krabbelkiste I sei jährlich mit einen Betriebskostenzuschuss von 140000 Euro unterstützt wurden. Zudem würden Bürokratie und Standards entrümpelt. Zum Dank gab es Leseboxen für Kindertagesstätten mit einer Auswahl an altersgerechten Büchern.

Die Kita sei aktuell mit 34 Kindern gut frequentiert, so Leiterin Kerstin Ruckdeschel. Die Besonderheit sei die Mischgruppe aus sechs Krippen- und zwölf Kindergartenkindern. Elf davon hätten Migrationshintergrund. Weniger die Kinder seien hier das Problem, als die Zusammenarbeit mit den Eltern, gab sie zu bedenken. Die Herausforderung für das Personal unterstrich Diakonievorsitzende Carola Pfau. „Das Team musste sich erst zusammenfinden.“ Eine Gruppe sei seit zwei Jahren bereits in einem Container untergebracht gewesen. Eine weitere Gruppe wurde neu ins Leben gerufen.

Text: Dr. Wolfgang Hübner