Sachlicher und respektvoller Infoabend

Auf große Resonanz stieß die Informationsveranstaltung zur Unterbringung von geflüchteten Menschen in der Gemeinde Speichersdorf am 3. April 2023. Landrat Florian Wiedemann und Bürgermeister Christian Porsch hatten die Bevölkerung gemeinsam eingeladen, um frühzeitig und transparent über die Planungen zu informieren. Rund 400 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung zu dieser Veranstaltung gefolgt, an deren Ende Bürgermeister Porsch für die sachliche Diskussion und den respektvollen Umgang dankte.

In seiner Begrüßung erinnerte Porsch an die Erfahrungen der Gemeinde im Umgang mit Migration und Integration: an die Geflüchteten nach dem 2. Weltkrieg, die türkischen Gastarbeiter im Zuge der Rosenthal-Ansiedlung, an die Übersiedler in den 1990er Jahren und die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in den Jahren 2016 bis 2019. „Heute leben in Speichersdorf Menschen aus 39 Nationen friedlich miteinander zusammen. Wir alle haben Freundinnen oder Freunde mit Migrationshintergrund. Auch das ist ein Teil unserer individuellen Speichersdorfer Geschichte“, resümierte Bürgermeister Porsch.

Forderungen an Betreiber

Als drittgrößte Gemeinde im Landkreis Bayreuth und mit der Infrastruktur stehe Speichersdorf zu seiner Verantwortung, gemeinsam mit den anderen Kommunen und dem Landratsamt die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Man dürfe als Kommune aber auch nicht überfordert werden. Daher habe er im Vorfeld klare Forderungen gestellt: Frühzeitige Transparenz, eine professionelle Betreuung der Geflüchteten, eine Mischung zwischen Alleinreisenden und Familien sowie eine Anzahl an geflüchteten Menschen, welche die Gemeinde und die Gemeinschaft nicht überlastet.

Landrat Florian Wiedemann skizzierte im Anschluss die geplanten Unterbringungen. Im Speichersdorfer Süden, auf einem Grundstück neben dem Wasserturm, sollen 30 allein reisende Menschen – nach aktuellem Kenntnisstand aus Syrien – in zehn Containern untergebracht werden. Dazu kommen noch drei bis vier Container für Gemeinschafts- und Verwaltungsbereiche. Der Vertrag mit der ebenfalls anwesenden Betreiberfamilie Abatay sei noch nicht geschlossen, dies solle aber in den kommenden Tagen erfolgen. Die Mietdauer beträgt nach Auskunft des Landrats vier Jahre. In Kirchenlaibach sollen in der ehemaligen Gaststätte Kings Inn 20 Familienangehörige – wohl aus Georgien – unterkommen. Der Immobilieneigentümer, Nikolaus Wild aus Bayreuth, beantragt dazu in den kommenden Tagen eine entsprechende baurechtliche Nutzungsänderung.

Zahlreiche Fragen

Aus den Reihen der zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer wurden im Anschluss zahlreiche Fragen etwa zum Sicherheitskonzept, zur Betreuung oder zur Flüchtlingssituation allgemein gestellt. Die Vertreterinnen und Vertreter auf dem Podium, darunter neben dem Landrat und dem Bürgermeister auch der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bayreuth-Land Olaf Heber, Integrationslotse Markus Müller, Karl-Friedrich Weidner vom Ausländeramt, Dolores Longares-Bäumler von der Caritas sowie die zukünftigen Betreiber nahmen die Anliegen, Sorgen und Nöte ernst und beantworten die gestellten Fragen. So wird in jeder Einrichtung eine Ansprechperson vor Ort sein, der sich um die Geflüchteten kümmert. Zudem wird die Polizei wird in den ersten Wochen ein verstärktes Augenmerk auf die Gemeinde Speichersdorf richten. Landrat Florian Wiedemann stellte klar, dass er sich zusammen mit seinen oberfränkischen Landratskollegen intensiv für eine Wende in der Flüchtlingspolitik einsetze. Auf Dauer sei diese Aufgabe bei gleichbleibendem Zustrom nicht mehr handhabbar.

Von Seiten der Gemeinde Speichersdorf wird in den kommenden Wochen mit der Einreichung der entsprechenden Bauanträge gerechnet, die dann im Gemeinderat behandelt werden. Die endgültige Genehmigung obliegt wie üblich der Bauaufsichtsbehörde im Landratsamt. Mit dem Einzug der ersten Geflüchteten wird Mitte des Jahres gerechnet. Bürgermeister Christian Porsch versprach auch weiterhin transparent über den Fortgang zu informieren. Zudem lud er alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 17. Juni zum 7. Speichersdorfer Fest der Kulturen an die Sportarena ein, um ggf. schon ein erstes gegenseitiges Kennenlernen mit den neuen Gemeindebürgerinnen und -bürgern zu ermöglichen. Parallel dazu wird ein Unterstützerkreis ins Leben gerufen. Erste Interessierte haben sich im Anschluss an die Veranstaltung bereits bei der Gemeinde gemeldet.