E-Mobilität neu denken: Ausstellung im Rathaus eröffnet

Anfang März öffnete die Wanderausstellung der Bayerischen Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer (bayern – innovativ GmbH) ihre Schranktüren. Die im Auftrag des Bayerischen Ministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie tätige Gesellschaft unterstützt Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft und hat zum Thema Elektromobilität die Kommunen als Schnittstelle zwischen Bürger und Markt im Blickfeld. Die Ausstellung ist bis 27. März während der Öffnungszeiten des Rathauses geöffnet.

Zu offiziellen Eröffnung hieß Bürgermeister Christian Porsch Mitglieder des Gemeinderates, insbesondere den Vertreter der bayern – innovativ GmbH Bastian Ritter, Projektmanager Technologie in der Elektromobilität, für Umwelt- und Energiethemen und die zuständige Mitarbeiterin Romy Christl willkommen. „Wir sind als innovative Gemeinde in Sachen alternative Energien sehr aktiv und wollen in Zukunft auch die E-Mobilität in unseren Fokus stellen. Wir wollen mit der Ausstellung informieren und die Angst vor dieser E-Mobilität nehmen“, erklärte er eingangs. Sowohl dienstlich als auch privat ist das Gemeindeoberhaupt bereits mit einem E-Auto unterwegs. Das Dienstauto, das von allen Rathausbediensteten benutzt wird, bezieht seine Energie aus einer eigenen PV-Anlage.

Auf einem guten Weg

Ritter berichtete, dass die bayern – innovativ GmbH als Kompetenzzentrum der verlängerte Arm des Wirtschaftsministeriums in Sachen E-Mobilität ist. „E-Mobilität wird immer noch emotional und vielfältig diskutiert. Vielen fällt es nach wie vor schwer deren Vorteile gegenüber dem klassischen Verbrenner sachlich zu bewerten. Dies betrifft besonders die Bereiche Ressourcenverbrauch, Energiebedarf, Laden und Alltagstauglichkeit“, so Ritter. Um breit über diese Themen zu informieren, wurde die 2021 begonnene Ausstellung neu aufbereitet und steht als Mittel der Kommunikation und Aufklärung bereit.

Das alles noch nicht komplett rund läuft, gab Ritter zu. „Die Probleme wie Ladekarte, Ladesäulenangebot und -leistung, Reichweite, Ressourcenverbrauch bei der Herstellung und Betrieb, ausgelaufene staatliche Förderung, hoher Aufklärungsbedarf der Autofirmen, Vertrauen der Nutzer sind bekannt und müssen angegangen werden“, bestätigte er. Der Rathauschef ergänzte, dass im zentralen Ort Speichersdorf derzeit zwei Ladesäulen installiert sind und vier weitere im Bereich Rathausplatz, Sportarena und Bahnhof geplant sind. In der Gemeinde wird derzeit bereits das 3,5 fache des Stromverbrauchs mit erneuerbaren Energien produziert. „Im gesamten ländlichen Bereich gibt es noch großen Nachholbedarf im Bereich öffentliches Laden. Wir sind dabei auf gutem Weg“, so Porsch.

Bei einem Rundgang zu den sieben im Obergeschoss aufgebauten Modulen erläuterte Ritter die dargestellten Themen. „Die Ausstellung gibt vor allem auch der jüngeren Generation die Möglichkeit sich niederschwellig und leicht verständlich über die E-Mobilität zu informieren.

7 Module

Das Modul „Mach mal Pause“ befasst sich mit dem täglichen Mobilitätsbedarf, Laden beim Parken, Ladeverhalten und Ladestationen. Die meisten Autonutzer fahren täglich weniger als 50 Kilometer und nur eine Stunde am Tag. Aber auch die Reichweite der E-Autos für Langstrecken wächst. Jeweils zur Hälfte werden diese an öffentlichen und privaten Ladepunkten mit Ladestrom versorgt. Sie können zu Hause, vor dem Supermarkt, am P&R-Parkplatz und Autobahn-Rastplätzen geladen werden. Schnelllader ermöglichen ein Aufladen innerhalb von 20 Minuten. Das Ladenetz wird zügig ausgebaut. Mit 11 kw ist eine Reichweite von 30 bis 50 Kilometer nach 30 Minuten Ladezeit möglich. In Bayern kann an über 11.000 Ladepunkten die Batterie wieder aufgefüllt werden.

Das Modul „Spare Kosten“ beleuchtet die Wirtschaftlichkeit. E-Autos haben einen Energiebedarf von rund 15 bis 20 kw je 100 Kilometer. Bezogen auf die Kosten des Haushaltsstromes sind das fünf, für Benziner mit sieben Litern Verbrauch rund 10 Euro. Bei sehr oft teuren öffentlichen Ladepunkten wendet sich jedoch das Blatt deutlich. Besonders für Betriebe sind E-Autos effizient und kostengünstig. Dabei spielen niedrige Betriebskosten, steuerliche Vorteile, Privilege im urbanen Bereich (Umweltzonen, kostenloses Laden) eine große Rolle. Dieselfahrverbote gibt es bereits in vielen Städten.

Das dritte Modul „Habe Spaß beim Fahren“ beleuchtet die Themen Emotion und Dynamik. Hierbei ist das sofort und in jedem Bereich zur Verfügung stehende Drehmoment bei E-Autos der absolute Wow-Effekt. Es fördert dem Fahrer beim Drücken des Gaspedals oft ein Lächeln ins Gesicht. Das Auto gleitet geräuscharm und beschleunigt bei gutem Umweltgewissen entspannt. Auf diese Effekte braucht man auch bei gut geplanter Langstreckenfahrt nach entsprechender Ladepunkt- und Rastplanung nicht verzichten. Eine 484 km lange E-Alpenstraße vom Bodensee bis nach Berchtesgaden ist bereits konzipiert. Die Ladebezahlung erfolgt per Kredit- oder Ladekarte/Lade-App.

Vertraue der Technik

„Vertraue der Technik“ heißt das vierte Modul und informiert über den Energiebedarf, Antriebseffizienz und alternative Antriebsmittel. Die gesamt E-Pkw-Flotte Deutschlands würde bis zu 20 Prozent des Gesamtstrombedarfs benötigen. Somit könnte bereits heute die gesamte Individualmobilität mit erneuerbaren Strom gedeckt werden. Will Deutschland jedoch vollständig auf fossile Brennstoffe verzichten, müsste die Erzeugung der regenerativen Energien mindestens verfünffacht werden. Der energieeffizienteste Antrieb ist mit 69 Prozent Wirkungsgrad batteriebetrieben. Es folgt die mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle mit 26 und der Verbrennungsmotor mit 13 Prozent. Das Rennen um die Energieeffizienz im Schwerlast- und Flugverkehr läuft mit leichten Vorteilen für Wasserstoff per „Power-to-Liquid“.

Im fünften Modul „Genieße die Ruhe“ nimmt die E-Mobilität in den Kommunen die Diskussionsmitte ein. Es gibt weniger CO2, Lärm, Feinstaub. E-Nutzfahrzeuge nicht nur im ÖPNV verbessern die Lebensqualität der Bürger. Ein durchdachtes, nutzerfreundliches Ladeinfrastrukturkonzept ist, ob öffentlich, privat oder betrieblich, wichtige Entscheidungsgrundlage für die Akzeptanz und Effektivität. Neue Mobilitätskonzepte für Massenverkehrsmittel, autonome Kleinbusse, E-Car-Sharing sind hier wichtige Ansätze.

Das sechste Modul behaltet mit „Schütze die Umwelt“ die Umweltfreundlichkeit von E-Autos. Es gibt keinen CO2-Ausstoß, keine gesundheitsschädlichen Stickoxide, Kohlenwasserstoffe, deutlich weniger Feinstaub. Für die Batterieherstellung trägt das E-Auto zwar einen zusätzlichen CO2-Rucksack, der sich nach spätestens nach 40.000 Kilometer Fahrleistung entleert hat. Für die Batterieherstellung mit 64 kw-Ladeleistung benötigt man rund 3.840 Liter Wasser. Die gleiche Menge braucht man auch für 30 Tassen Kaffee oder 10 Avokados. Lithium wird hauptsächlich in China, Süd- und Nordamerika und Australien gefördert. Die Rycyclingqoute bei Lithiumbatterien liegt bei 95 Prozent der Funktionsmaterialien.

Das letzte Modul ist mit „Erlebe die Freiheit betitelt“. Mobilität heißt von A nach B zu gelangen. Visionär betrachtet kann dies am Montag mit dem Carsharing-E-Auto, an den anderen Wochentagen mit Bus und Bahn, und per E-Bike, ein Tag per Home-Office und den Mobilitätsstationen in Großstädten erreicht werden.