Bauausschuss nimmt Kläranlagen-Sanierung unter die Lupe

4,5 Millionen Euro sind verbaut, weitere 6,3 folgen. Die Modernisierung und Erweiterung der Speichersdorfer Kläranlage ist sowohl im Bauzeitenplan als auch im Kostenrahmen. Das waren kurz gesagt die Erkenntnisse der Besichtigung der Kläranlage durch den Bauausschuss am vergangenen Montag.

Der Bauausschuss machte sich am Montagabend bei einem Baustellentermin an der Kläranlage ein Bild vom Baustand und ließ sich von Fachleuten über die Gesamtmaßnahme informieren. 1. Bürgermeister Christian Porsch hieß dazu neben den Bauausschussmitgliedern insbesondere die beiden Diplomingenieure Stefan Wolf und Günter Schwab von den Ingenieurbüros Wolf und Zwick-Ingenieure sowie die beiden Klärwärter Klaus Pühl und Christian Veigl willkommen. Er berichtete vom Besuch von Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes und den Klärwärtern des Abwassertages, die sich sehr lobend über die hochmoderne und energieeffiziente Technik samt Baufortschritt äußerten.

„Die Firmen und Ingenieurbüros machen einen guten Job und arbeiten sehr gut zusammen. Bis auf die Schaltschränke gibt es aktuell keine Materiallieferprobleme“, ergänzte das Gemeindeoberhaupt. Stefan Wolf berichtete, dass von den Gesamtkosten von 10,8 Millionen Euro bisher 4,5 Millionen Euro verbaut wurden. Bisher gab es keine nicht vorhersehbaren Baukosten. „Die neue Kläranlage besteht hauptsächlich aus der installierten mechanischen Reinigungsstufe mit Rechen und Sandfang, Vorklärung, neues Nachklärbecken, Faulturm, Gasbehälter sowie neuem Betriebsgebäude und Labor. Die bestehenden Anlagen werden so weit wie möglich modifiziert und weiterverwendet. Wir sind damit schon sehr weit“, so Wolf. Der Rechen mit Sandfang soll im Herbst in Betrieb gehen, sodass die alten Anlagen im bisherigen Betriebsgebäude ausgebaut werden können. Dort werden Toilettenartikel, Fasern, Haare separiert, gepresst und über den Restmüll entsorgt. Im Sandfang setzt sich der Sand ab, wird mit vorhandenem Brauchwasser gewaschen und kann wiederverwendet werden. Damit wird Sondermüll verhindert.

Umbau bei laufendem Betrieb

Die größte Herausforderung ist den Anlagenumbau ohne erhebliche Betriebsstörungen. „Eine große Unbekannte bei den Baukosten ist die notwendige Betonsanierung am weiterverwendeten Anlagenbestand“, erklärte Schwab. Es ist ökologisch sinnvoll anstelle von neuem Beton alte Betonteile zu sanieren. Bei den Becken muss auf Trockenwetter an mehreren Tagen gewartet werden. Bei der Betonsanierung muss eine Mindesttemperatur von zehn Grad gehalten werden. Pumpen im Keller des Rechengebäudes fördern das Abwasser in das 16 mal 4 Meter große Vorklärbecken. Dort setzt sich der Primärschlamm ab, wird in den Faulturm gepumpt und wird dort zur Gasgewinnung genutzt. Das gewonnene Gas sorgt für die Beheizung des Faulturmes und mit der PV-Anlage für Strom- und Wärmegewinnung der gesamten Kläranlage. Das vorgeklärte Abwasser wird in den Belebungsbecken weiter unter Eintrag von Luft geklärt. Nach Inbetriebnahme des neuen Belegungsbeckens wird das alte zur Denitrifikation genutzt.

„Wir stehen jetzt vor der entscheidenden Phase die alte Kläranlage aufzulösen und das Abwasser samt Reinigungsprozess in die neue überzuleiten“, ergänzte Günter Schwab.  Dies ist eine große Herausforderung für alle am Umbau Beteiligten sowie für die beiden kompetenten Klärwärter. Nach Inbetriebnahme des neuen Nachklärbeckens kann das alte außer Betrieb genommen und saniert werden.  Das neue große 2.000 Kubikmeter fassende Nachklärbecken ist bis auf das am Beckenrand auf Schienen laufende Rühr- und Räumwerk fertig. Der bereits betonierte Faulturm wird außen wärmeisoliert und ganzjährig beheizt, um den Bakterien ideale Voraussetzungen für die Gaserzeugung zu bieten. Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) nutzt das Gas zur Strom- und Wärmeerzeugung. Ein Gasmanagement der Klärwärter ist für die Qualität des gewonnenen Gases und die Effektivität des BHKW entscheidend.

Porsch betonte, dass sich die Gemeinde große Mühe gibt bestehende Bauteile wieder zu verwenden und die neue Anlage energieeffizient auszurichten. Der übrigbleibende Klärschlamm wird nach rund 25 Tagen aus dem Faulturm entnommen, mit Zugabe von Polymer auf 250 Kilogramm pro Kubikmeter entwässert, gepresst und zum Verbrennen in einer Müllverbrennungsanlage vorbereitet. Das übrigbleibende Wasser wird in den Klärprozess zurückgeleitet. Im neuen Betriebsgebäude ist das Labor, Büro, Sanitär-, Aufenthaltsraum und Küche untergebracht. Auf Nachfrage erklärte Wolf, dass die Kläranlage höchstwahrscheinlich im Winter voll in Betrieb gehen kann. Damit hält man den Bauzeitenplan voll ein. Es bleibt jedoch das Türchen offen bei Lieferproblemen der Anlagentechnik auf die alte Anlage zurückgreifen zu können. Die abwassertechnischen Grenzwerte werden auf jeden Fall gehalten.

Text: Arnold Koch

Alle Informationen zur Generalsanierung und Erweiterung der Kläranlage finden Sie hier.

Beim Rundgang durch die neuen Anlagenteile war man beeindruckt von der verbauten Technik und der Komplexität der Gesamtanlage. Foto: Arnold Koch