Stadtplanung mit dem Fahrrad

Im Rahmen der Erstellung des Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) hatte die Gemeinde Speichersdorf und das beauftragte Planungsbüro UmbauStadt aus Weimar am Donnerstagabend zu einer Radtour durch die Orte Speichersdorf und Kirchenlaibach eingeladen. Ziel war es die Ergebnisse der ersten beiden Bürgerbeteiligungsrunden mit an Ort und Stelle erkunden. Die eineinhalbstündige Tour mit mehreren Stationen in Kirchenlaibach und Speichersdorf umfasste rund 3,5 Kilometer und zeigte den rund 40 Teilnehmern die Handlungsfelder und -bedarf für künftige ISEK-Projekte auf.

Die Strecke führte vom Treffpunkt Rathaus zum gegenüberliegenden Supermarkt. Dort wurde das geplante innovative Wohnprojekt „Am Laibacher Weg“, dessen Wegeanbindung, Fußgängerüberweg zum Einkaufszentrum besprochen. Die Teilnehmer radelten bei leichtem Regen zum möglichen Dorftreff am Feuerwehrgerätehaus in Kirchenlaibach. Anschließend führten die UmbauStadt-Mitarbeiter die Radkolonne zum Mobilitätsknotenpunkt Bahnhof. Es ging über den Bahnsteg weiter in den Südteil Speichersdorfs, wo Potentiale der Innenentwicklung erörtert wurden. Die hohe Wertigkeit der beiden Nord-Süd-Verbindungen stellte die Besichtigungsrunde an der Bahnbrücke Ost und die wichtige Verkehrsberuhigung inmitten Speichersdorfs fest. Anschließend wurde in einer lockeren Gesprächsrunde die ISEK-Ergebnisse erörtert und die Prioritäten an Leitpositionen und -projekten festgehalten.

Gemeinsam stellte die Radlerrunde folgende Handlungsfelder fest

  • Innenentwicklung zur nachhaltigen Entwicklung und gezielten Nutzung von Innenbereichsflächen: durch Selbstbindungsbeschluss als Fördervoraussetzung, Flächenpotentialkataster, bedarfsgerechte Wohnbauentwicklung und Gewerbeflächen
  • Stadtumbaumanagement: durch Unterstützung bei der Umsetzung der ISEK-Ziele und -Projekte und deren staatliche Förderung
  • Treffpunkt Ortsmitte (in Kirchenlaibach): durch gemeindegeführte Räumlichkeit für Vereins-, Gesellschafts- und Stammtischtreffen als Ausgleich für fehlende Wirtshäuser, Förderung des sozialen Engagements und Gemeinschaftsstärkung
  • Gesundheitszentrum schaffen: durch zentral gelegene, attraktive Praxisräume und -zweigstellen, um das medizinische Angebot zu erweitern. Akquirieren von Ärzten und Fachpersonal, Erarbeiten eines neuen Organisationsmodells
  • Nachhaltige Energie für Speichersdorf: durch erneuerbare Energien, Wärmeerzeugung und Nahwärmenetz, lokaler Wasserhaushalt und -aufbereitung, Schnittstellen für Mobilität
  • Stärkung des Mobilitätsknotenpunktes am Bahnhof: durch Ausbau und attraktive Neugestaltung des Bahnhofzuganges, der Überführung und Anschlusspunkte mittels ÖPNV-Haltestelle, Fahrradstellplätze, Barrierefreiheit, Park+Ride, Mobilitätsstation mit Leihangeboten, Anbindung der Ortschaften
  • Attraktive Neugestaltung und Ausbau der Bahnüberführungen West und Ost: durch Erhöhung der Verkehrssicherzeit für Fußgänger und Radfahrer, Einbindung in des innerörtliche Straßennetz, bessere Verknüpfung der beiden Ortsteile Süd und Nord
  • Innovatives Wohnprojekt: durch Diversifizierung des Wohnungsmarktes, flächensparend, nachhaltig und ökologisch, gemeinschaftlich, sozial und inklusiv, energieeffizient
  • Haltestellen für Jugendliche als Treffpunkte: durch Kleinstarchitekturen an dezentralen Orten, um Rückzugsorte für Jugendliche zu schaffen, junge Menschen an der Entwicklung des Ortsbildes zu beteiligen
  • Regiomat als alternative Lebensmittelversorgung am Bahnhof: durch Automat mit regionalen Produkten, 24/7-Versorgung
  • Lebendige Ortsmitte: durch Ausschöpfen der Entwicklungspotentiale für die Bereiche Schule und Eislaufbahn mittels Konzeptstudie Schule und Freianlagen, Mensaneubau, Schulsanierung, Neugestaltung Freianlagen, Mehrgenerationenhaus und -spielplatz, verkehrliche Neuordnung
  • Verknüpfung und Ausbau des Radwegenetzes für mehr Fahrradmobilität: durch Konzeptstudie, Fahrradstreifen auf Hauptstraßen, geteilte Verkehrsräume, Abstellbereiche, Anbindung ans überörtliche Radwegenetz
  • Gemeinschaftliche und geteilte Straßenräume: mittels Studie zur Verkehrsberuhigung, Tempo 30, verkehrsberuhigte Bereiche, Zembrastreifen und Ampeln
  • Ausbau und Verknüpfung des bestehenden ÖPNV-Angebots mit Ortsteilen und Nachbarstädten: durch angepasste Taktung von ÖPNV und DB, Anbindung der Ortsteile an den Bahnhof, Baxi-Anruftaxi, Busverbindung nach Kemnath

Zum Abschluss gab es an der Sportarena Essen und Getränke für alle Radltourteilnehmer. Text und Bild: Arnold Koch

Hier finden Sie weitere Informationen zum laufenden ISEK-Prozess.